Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Luciano D’Anna (r.) montiert mit einem Angestellten seines Auftraggebers in Schaffhausen eine Akkustikdecke. Bild: Stefan Hilzinger

Koordination.  Die Monteurinnen und Monteure sind die letzten in der Kette. Damit sie auf der Baustelle nicht unter die Räder kommen, müssen sie nicht nur äusserst flexible Profis sein, sondern in erster Linie auch hervorragende Kommunikatoren.

Fabian Willi (29) hat sich vor fünf Jahren selbstständig gemacht. Mittlerweile beschäftigt der gelernte Schreiner und Fachmonteur VSSM in seinem Betrieb in Ueken im Fricktal sechs Personen. «Wenn ich etwas gelernt habe in den ersten Jahren, dann nicht alles zu glauben, was einem erzählt wird», sagt Willi. Schon seit der Lehre ist er lieber auf Baustellen als in der Werkstatt. «Man kommt viel umher. Jede Baustelle ist anders. Es gibt meiner Meinung nach weniger Routine als im Bankraum einer Schreinerei.» Als Subunternehmer sind er und sein Team für andere tätig, das bedeudet zwar kaum Aufwand bei Planung und Projektierung, dafür aber umso mehr Aufwand bei der Koordination. «Eine gute Kommunikation sowohl mit dem Auftraggeber als auch mit den Verantwortlichen auf der Baustelle sind das Allerwichtigste in unserem Metier», sagt Willi. Und weil er nicht alles einfach so glaubt, was ihm gesagt wird, heisst das auch, dass er von Fall zu Fall auf der Baustelle vorbeischaut, um sich ein Bild zu machen. «Jedenfalls auf den Baustellen, die in der Nähe liegen», sagt er. Ist der Ort weiter entfernt, muss er sich auf die Auskunft der Bauleitung verlassen können. Häufig komme es zwar gut, doch man müsse immer mit Überraschungen rechnen.

Flexibel sein und bleiben

Mit gelegentlichen Überraschungen rechnet auch Luciano D’Anna. Der Frauenfelder ist seit bald 25 Jahren selbstständiger Schreinermonteur und Vorstandsmitglied der Fachgruppe Montage im Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten (VSSM). «Als Monteur musst du flexibel sein und bleiben», lautet eine seiner Kernerfahrungen. Und die zweite: «Damit es gut läuft, braucht es auf der Baustelle jemanden, der sich verantwortlich zeigt.» Fabian Willi teilt diese Meinung: «Vieles steht und fällt mit der Bauleitung.» Dabei sei nicht einmal entscheidend, ob es sich um eine Grossbaustelle oder um eine kleinere handelt. «Gerade Grossbaustellen sind heute viel besser organisiert als noch vor ein paar Jahren», berichtet D’Anna. Die Baustellen seien eingezäunt. Es gibt einen Sicherheitsdienst, und der Zutritt ist überwacht. «Viele Bauleiter arbeiten mit Slots, also mit festen Zeitfenstern, etwa für die Anlieferung», sagt Willi. Und bei der besten Vorausplanung hänge es letztlich von den Menschen vor Ort ab, ob das Geplante auch tatsächlich umgesetzt werden kann. «Wie überall im Leben gibt es halt solche und solche», sagt Willi.

Ein Flaschenhals auf Baustellen ist bekanntlich die Anlieferung. «Besonders, wenn viel Material auf einmal angeliefert wird, kann es schon kritisch werden», sagt D’Anna. Da könne einen schon die Angst packen, dass etwas kaputtgehe. Auch Verspätungen und Verzögerungen kommen vor, da sei Flexibilität gefragt. Und wieder fällt das Stichwort «Kommunikation». «Ich spreche mich häufig ab, entweder mit meinem Auftraggeber, das heisst in der Regel einer Schreinerei, oder mit der Bauleitung vor Ort», sagt D’Anna. Er ist meist alleine auf der Baustelle. Wenn er für eine Tätigkeit Unterstützung brauche, müsse er ohnehin beim Auftraggeber rechtzeit nachfragen. «Meistens funktionieren Baustellen aber gut», resümiert D’Anna. Diese Erfahrung hat auch Willi gemacht: «Die Probleme kommen erst, wenn es Zeitdruck gibt.»

Fehlender Zugang zum Lift ärgert

Was D’Anna als Monteur allerdings immer wieder ärgert, ist der fehlende Zugang zu Liften. «Kran oder Baulift sind häufig schon abgebaut, wenn wir kommen, und den neuen Lift dürfen wir aus welchen Gründen auch immer nicht benützen.» Meistens seien es Angst vor Beschädigungen oder Haftungsfragen, die den Monteuren den Lift versperren. Wenn sie nicht auf andere technische Hilfsmittel zurrückgreifen können, bleibt ihnen nicht viel mehr übrig, als die teilweise schweren Werkstücke hochzubuckeln. «Wir setzen meist elektrische Sackkarren für die Treppen ein», sagt Monteur Willi. «Einer meiner erfahrenen Männer im Team war sich bisher gewohnt, bis zu 100 Kilo zu tragen. Der musste umlernen.»

Das Problem «Lift» kennt auch Walter Jäger. Der Schreinermeister ist Referent zum Thema «Montageorganisation» unter anderem an der Höheren Fachschule Bürgenstock. Baustellenorganisation sei ein komplexes Thema mit vielen Facetten. Der Monteur sei das letzte Glied einer langen Kette, und die Qualität seiner Arbeit sei entscheidend. «In der Montage liegt der Gewinn», sagt Jäger. Deshalb macht er klar: «Die Montage muss bereits bei der Planung beginnen.» Wenn also zum Schluss viele und auch schwere Werkstücke angeliefert, verteilt und montiert werden müssen, sei es an den Beteiligten in der Planung, an die nötigen Hilfsmittel vor Ort zu denken. «Die Bauabläufe müssen sorgfältig geplant sein. Sie sind das A und O.» Braucht es den Baustellenlift noch? Soll der Kran doch etwas länger stehen bleiben? Solche Fragen müssten gerade mit Rücksicht auf die abschliessende Tätigkeit der Monteure früh geklärt werden. Und warum nicht eine Zügelfirma engagieren, welche die Werkstücke auf der Baustelle verteilt? «Deren Personal ist entsprechend geschult und verfügt auch über die notwendigen Hilfsmittel», sagt Jäger. «Kernkompetenz der Monteurinnen und Monteure ist schliesslich die fachgerechte, saubere Montage.»

Es geht ins Geld und schadet dem Ruf

«Wenn die Abläufe nicht sauber geplant sind, geht es schnell ins Geld, und der Ruf leidet», warnt Jäger. Er rät daher auch dazu, in kritschen Situationen, Zwischenabnahmen zu verlangen, weil sich die Gewerke halt doch da und dort in die Quere kommen können. «Solche Zwischenabnahmen schützen vor späteren Schadenersatzforderungen.» Allfällige Schäden sind dann über eine Bauwesenversicherung gedeckt, und die Kosten für Ersatz würden nicht auf den Montagebetrieb oder die Schreinerei zurückfallen. Gut geplante Abläufe seien aber nicht allein in wirtschaftlicher Hinsicht wichtig, sondern auch für Arbeitssicherheit und Gesundheit. Jäger verweist dabei auf das Engagement von OptiBau (siehe nebenstehenden Kasten).

www.fachgruppe-montage.chwww.hfb.chwww.willi-montagen.chwww.schreiner-montagen.ch

Stefan Hilzinger

Veröffentlichung: 20. April 2023 / Ausgabe 16/2023

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