Wenn schon Spuren, dann aber gewollt

Der Exzenterschleifer «Deros II» hinterlässt ein neutrales Schleifbild und auf unkomplizierte Weise plane Flächen. Bild: Mirka

Schleifverfahren.  In Holzlaufrichtung schleifen ist nur möglich, wenn es eine solche überhaupt gibt. Die Technik hat im Bereich Schleifen viele Fortschritte gemacht, die man in ihrer Wirkung verstehen muss, um sie zielgerichtet und erfolgreich nutzen zu können.

Mit dem Bearbeiten von Oberflächen mit Schleifpapier erhalten diese eine definierte Feinheit, und mehrere gleich behandelte Flächen verfügen danach über die gleiche haptische und visuelle Wirkung. Letzteres zeigt sich ganz besonders dann, wenn die Flächen anschliessend beschichtet werden.

Sichtbare Spuren zur Verbesserung

Wer ebene Massivholzplatten von Hand mit einem Schleifklotz bearbeitet, muss darauf achten, dass in Richtung der Fasern geschliffen wird. Die Schleifkörner erzeugen eine Kratzspur wie ein Pflug auf einem Feld, nur sehr viel kleiner. Jede kreuzende Spur fällt stark auf und vernichtet ein sonst ruhiges Bild. Das Gleiche gilt natürlich auch beispielsweise für MDF-Platten, die ja selbst keine sichtbare Laufrichtung haben.

Mit einer Handband-Schleifmaschine tut man das Gleiche, nur schneller, wodurch mehr Material abgetragen wird und es schwierig ist, eine wirklich plane Fläche ohne Vertiefungen zu erzeugen.

Ein Schleifklotz mit Schwingungen

Schwingschleifer, wie der «Deos II» von Mirka aus dem deutschen Sulzbach, sind Handmaschinen, die wie ein motorisierter Schleifklotz aussehen. Dieser Schleifklotz macht bei konstant bleibender Kantenausrichtung eine sehr schnelle, in der Schleif-ebene kreisende Bewegung. Dieser Kreis mit einem Radius (Hub) von 3 Millimetern sorgt für die Materialabtragung und ein Schleifbild, welches nicht linear ausgerichtet ist. Mit dem kubischen Schleifklotz kann man zudem bis in rechtwinklige Ecken hineinschleifen.

So ein Schleifpapier ist nicht immer absolut perfekt, und es kann vereinzelt vorstehende Schleifkörner oder Kornausbrüche aufweisen. Solche Fehlstellen können dann zu ringförmigen Spuren führen, die aber durch die Maschinengeschwindigkeit und das Tempo der Schleifbewegungen etwas verschleiert werden können. Auf die Ringbildung ist aber zu achten.

Mit rundem, rotierendem Schleifteller

Mit einem Exzenterschleifer, wie dem «Deros II» von Mirka, wird das Schleifbild noch neutraler. Die Handmaschine hat einen runden Schleifteller und macht die gleiche schwingende Bewegung wie ein Schwingschleifer, wobei sich gleichzeitig, etwas langsamer, auch noch der ganze Teller dreht. Auf diese Weise können sich bei Fehlstellen im Schleifpapier kaum noch ringförmige Spuren bilden.

Die aufeinander abgestimmten Maschinenbewegungen und deren Geschwindigkeiten sind bei solchen Geräten massgebend für ihre Schleifqualität. Die Exzenterschleifer von Mirka für den Holzbereich haben einen Hub von 5 Millimetern.

Für schwere, grobe Schleifarbeiten gibt es Rotationsschleifer, wie etwa das Modell «Deros RS» von Mirka. Der runde Schleifteller dreht sich ohne Schwingbewegung um sein Zentrum in einem Tempo von 700 bis 2500 Umdrehungen pro Minute. Das ergibt einen hohen Materialabtrag bei einem guten Gefühl für plane Flächen. Die kreisende Bewegung hinterlässt allerdings auch entsprechende Schleifspuren.

Perfekte Flächen im Durchlauf

Damit Platten und beispielsweise auch Fensterrahmen eine garantiert plane Ausrichtung behalten oder erhalten, braucht es eine Breitband-Schleifmaschine. Das Werkstück wird mit konstantem Tempo auf einem Transportband unter einer dicken Walze, über die ein ihr entsprechend breites Schleifband läuft, durchgezogen. Das Schleifband bewegt sich dabei leicht oszillierend über die Walze. Auf diese Weise kann ein Werkstück auf Dicke geschliffen (kalibriert) werden.

Um nur auf Kontakt eine bestehende Oberfläche schleifen zu können, muss das Schleifband um zwei Walzen laufen und mit einem Druckbalken dazwischen aufgedrückt werden. Die Maschinen von Heesemann, die von der Homag Schweiz AG in Höri ZH vertrieben werden, bieten spezielle Magnetdruckbalken mit der Bezeichnung «CSD» an. Deren Segmente sind laut Hersteller derart sensibel gesteuert, dass Furniere selbst im Randbereich nicht durchgeschliffen werden können.

Störende Oszillationsspuren

Durch die Bandoszillation kommen Fehlstellen vom Schleifband nicht am gleichen Ort vorbei, es kann sich aber eine wellenförmige Spur auf der Holzplatte ergeben. Die Kündig AG aus Wetzikon ZH hat gegen das Aufkommen jeglicher Spuren die Technologie «Brillant» entwickelt. Dabei lassen sich Schleifschuhaggregate wie auch Kalibrierwalzen um zehn Grad schwenken, sodass sie nicht mehr in die Durchlaufrichtung schleifen. Eine wellenförmige Spur wird damit unmittelbar aufgehoben.

Wahllos verteilte Andruckpunkte

Das «CBF»-System (CBF = Cross Belt Finishing), ist für Breitband-Schleifmaschinen von Weber erhältlich, die von der Arthur Bründler AG in Ebikon LU vertrieben werden. Es basiert auf der Schleiftechnologie quer laufender Bänder und lässt keine Oszillationsspuren zu. Ein zusätzliches, mit auf dem Band schräg stehenden Lamellen versehenes Andrucksystem bewegt sich quer zur Vorschubrichtung auf dem Schleifbandrücken, wodurch die Druckpunkte derart variieren, dass Fehler im Band nicht übertragen werden können und ein sehr gleichmässiges Schleifbild entsteht.

Eine Art Exzenterschleifer in gross

Um eine ganz andere Schleifmethode handelt es sich beim Tellerbürstenaggregat, wie dem «DB-S» von Heesemann. Es ist mit fünf Satelliten mit jeweils zwei Tellern ausgestattet, deren Drehrichtung und -geschwindigkeit unabhängig voneinander eingestellt werden können. Die Teller lassen sich mit verschiedenen Bürsten, Schleifpads oder Schleifstrips ausrüsten. Letztere erlauben auch das Schleifen von Konturen sowie Profilen und nutzen sich nur langsam über ihre Lamellenlänge ab.

www.mirka.dewww.homag.comwww.kuendig.chwww.bruendler.ch

Andreas Brinkmann

Veröffentlichung: 06. November 2025 / Ausgabe 45/2025

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